Zu viele Ziele, zu wenig Zeit? So entscheidest du, welche dir am wichtigsten sind – Ziele priorisieren ohne Stress
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Kennst du das? Du hast eine Liste voller Möglichkeiten im Kopf, aber irgendwie will sich keine Klarheit einstellen, welche Ideen und Projekte du verfolgen solltest. „Dann musse ma Prioritäten setzen“ sagt meine innere Stimme in gnadenlosem Ruhrpott-Platt – aber es ist wie so oft im Leben: leichter gesagt als getan.
Hier zeige ich dir eine Methode, wie du dich zwischen zu vielen Zielen entscheidest und dich auf die für dich richtigen Themen konzentrierst.
Mit dieser Methode sortiere ich mich regelmäßig, um meine Ziele zu priorisieren und mir immer darüber im Klaren zu sein, wo ich meine Zeit und Aufmerksamkeit gerade haben möchte. Nur so kann ich feststellen, wenn ich wichtiges aufschiebe, obwohl ich mich gerade furchtbar produktiv fühle. Fokus finden ist hier das Zauberwort.
Nehmen wir mal an, wir haben eine schöne Liste an Zielen, Projekten, Hobbies, die wir uns zusammengestellt haben, um in unserem Leben etwas Struktur und Platz für unsere persönlichen Leidenschaften zu finden. Wie ihr solche Ziele finden könnt, habe ich in 👉 diesem Artikel zum Thema „persönliche Ziele setzen, die dich glücklich machen“ beschrieben.
Nun geht es darum, wie wir diese ganzen Themen und Ziele priorisieren können, um sie nach Wichtigkeit zu sortieren und nicht alle auf einmal anzufangen. Das bedeutet sehr wahrscheinlich, dass wir uns zwischen vielen reizvollen Optionen entscheiden müssen.
4 Schritte für mehr Klarheit über deine persönlichen Ziele
Die Herausforderung: Wenn zu viele Möglichkeiten zur Lähmung führen
Vielleicht kennst du das Phänomen des „Paradox of Choice“ (Paradoxon der Wahl), das der Psychologe Barry Schwartz in seinem gleichnamigen Buch beschrieben hat (auf Deutsch erschienen als „Anleitung zur Unzufriedenheit“ – wie treffend). Seine Forschung zeigt, dass mehr Möglichkeiten nicht unbedingt zu mehr Zufriedenheit führen – im Gegenteil: Sie können uns regelrecht lähmen und Entscheidungen unnötig erschweren.
In unserem Alltag haben wir theoretisch viele Freiheiten und Ideen, was wir mit unserer Zeit tun könnten. Doch genau diese Fülle an Optionen kann uns überfordern, wenn wir keine klaren Prioritäten setzen. Deshalb machen wir am Ende immer das Gleiche, meist um uns nicht für etwas oder gegen etwas entscheiden zu müssen. Berieselung ist halt einfacher, als zu überlegen, welche Art von Entspannung uns jetzt gut tut und sich sinnvoll anfühlt oder welches Projekt uns am meisten Energie gibt.
Die Herausforderung liegt nicht nur darin, Ziele zu finden und zu formulieren, sondern auch sie richtig zu priorisieren und dabei unsere tieferen Bedürfnisse nach Sinn, Kontrolle und Gelassenheit nicht aus den Augen zu verlieren. (Warum persönliche Ziele wichtig sind und wie du Ziele findest, die gut zu dir passen kannst du in meinen früheren Artikeln lesen)
Die Methode: Der vierstufige Prioritäten-Prozess
1. Wertesammlung – Dein persönlicher Kompass, um Prioritäten zu setzen
Bevor du deine wichtigsten Ziele identifizieren kannst, musst du wissen, was dir wirklich wichtig ist. Die Wertesammlung ist der erste Schritt, um deinen persönlichen inneren Kompass zu finden.
Nimm dir einen ruhigen Moment und stelle dir folgende Fragen:
- Was würde ich tun, wenn ich unbegrenzt Zeit hätte?
- Welche Momente in meinem Leben haben mir das größte Gefühl der Erfüllung gegeben?
- Was möchte ich in fünf Jahren über mein heutiges Leben sagen können?
Schreibe deine Antworten auf und bündle sie als Werte. Das ist etwas abstrakt, aber meistens haben deine Erfahrungen ein paar große Gemeinsamkeiten. Sie beschreiben was dir besonders wichtig ist. Das kann beispielsweise Kreativität, Gesundheit, Lernen, Verbundenheit oder Freiheit sein.
Deine Werte sind keine starren Regeln, sondern ein flexibler Rahmen, der dir hilft, Prioritäten zu setzen, die zu dir passen. Behalte sie für die nächsten beiden Schritte im Hinterkopf, so dass du deinen Fokus darauf ausrichten kannst, dich für Ziele zu entscheiden, die mit deinen Werten übereinstimmen und deshalb auf deine generelle Lebensfreude einzahlen.
2. Die Energiebilanz – Wo blühst du auf?
Bei der Bewertung unserer persönlichen Ziele vergessen wir oft einen wichtigen Aspekt: unsere Energie. Nicht jedes Ziel, das wichtig erscheint, gibt uns auch Energie – manche Ziele können uns regelrecht aussaugen.
Erstelle eine Liste deiner aktuellen Projekte und Ziele. Bewerte sie anschließend nach zwei Kriterien:
- Wie wichtig ist dieses Ziel für mich? (1-10)
- Wie viel Energie gibt mir die Arbeit an diesem Ziel? (1-10)
Ziele, die sowohl wichtig sind als auch Energie geben, sollten ganz oben auf deiner Prioritätenliste stehen. Für Ziele, die wichtig sind, aber Energie kosten, brauchst du besondere Strategien oder vielleicht sogar einen anderen Ansatz (vielleicht kannst du sie dir mit anderen teilen, oder sie angehen, wenn du nicht mitten im Alltag steckst).
3. Die 2×2-Matrix – Entscheidungen visualisieren
Eine meiner liebsten Methoden zum Ziele priorisieren ist die 2×2-Matrix, die auf dem Eisenhower-Prinzip basiert, aber mit einer Veränderung. Anstatt nur nach Dringlichkeit und Wichtigkeit zu fragen, betrachte ich:
- Wie viel Bedeutung hat dieses Ziel für mein langfristiges Wohlbefinden?
- Wie viel Kontrolle habe ich über die Umsetzung?
Zeichne ein großes Quadrat und teile es in vier Felder. Die vertikale Achse steht für die Bedeutung, die horizontale für deine Kontrolle (siehe Skizze).
Trage nun deine Ziele in die entsprechenden Felder ein:
- Oben rechts (hohe Bedeutung, viel Kontrolle): Deine Prioritäten
- Oben links (hohe Bedeutung, wenig Kontrolle): Deine Risiken
- Unten rechts (geringe Bedeutung, viel Kontrolle): Deine Quick Wins
- Unten links (geringe Bedeutung, wenig Kontrolle): Deine Energiefresser

Diese Visualisierung hilft dir, auf einen Blick zu erkennen, wo du deine Prioritäten setzen solltest und welche persönlichen Ziele du vielleicht loslassen kannst. Auf dieser Basis kannst du Entscheidungen treffen, die sich gut und stimmig anfühlen und sowohl Sinn machen für dich als auch einen Beitrag zu deiner Lebensfreude leisten.
Außerdem zeigt sie dir, welche Themen das Risiko mit sich bringen, deine Zufriedenheit zu gefährden, einfach weil sie dir sehr wichtig sind, du aber kaum Kontrolle über sie hast. Vielleicht findest du Wege, wie du dir diese Kontrolle zurückholen kannst.
4. Der Realitätscheck – Vom Wunsch zur Umsetzung
Der letzte Schritt ist der Realitätscheck. Hier geht es darum, deine priorisierten Ziele auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen und sie in deinen Alltag zu integrieren.
Stelle dir für jedes deiner Prioritätsziele folgende Fragen:
- Welche konkreten, kleinen Schritte kann ich morgen/diese Woche/diesen Monat unternehmen?
- Welche Ressourcen (Zeit, Energie, Geld) benötige ich?
- Welche Hindernisse könnten auftreten und wie kann ich sie überwinden oder umgehen?
- Wie kann ich meine Fortschritte messen und feiern?
So hast du direkt einen Plan zur Umsetzung an der Hand, kannst den Aufwand grob abschätzen (es geht hier nicht um einen Detailplan für die nächsten 6 Monate!), hast schon Alternativen überlegt, wenn Hindernisse auftreten (und sie werden auftreten) und legst eine Erfolgsmessung und Belohnung fest – die wichtigsten Komponenten, um deine persönlichen Ziele zu erreichen.
👉Hier kannst du weiterlesen, wie du deine Ziele verfolgen kannst – mit konkreten Tipps für Fortschritte im Alltag mit möglichst wenig Aufwand, die dich zum Dranbleiben motivieren.
Persönliche Ziele bewerten & priorisieren ist ein Prozess, kein Zustand
Je besser wir darin werden unsere Ziele zu verfolgen, um so mehr Ideen kommen uns mitunter für neue Ziele und Projekte. Ich würde sehr gerne nur einmal ordentlich meine Ziele priorisieren und für mich einordnen und mich dann an den Entscheidungen orientieren, die ich getroffen habe. Das würde so viel Zeit sparen.
Aber nach und nach klopfen neue Ziele an die Tür, manche bestehenden Ziele sind erreicht oder haben an Wichtigkeit verloren und so muss ich wieder abwägen, was jetzt dran ist und meine Zeit in Anspruch nehmen soll. Außerdem verändern sich meine Werte und Bedürfnisse, und das ist völlig in Ordnung.
Meine Lösung: Ich überprüfe meine Prioritäten alle drei Monate und passe sie bei Bedarf an. Manchmal bedeutet das, ein Ziel aufzugeben, das mir nicht mehr dient, oder ein neues hinzuzufügen, das besser zu meiner aktuellen Lebenssituation passt oder spontan sehr wichtig geworden ist.
Diese Flexibilität gibt mir die Freiheit, mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen, meinen Fokus zu finden und mich nicht von starren Plänen einengen zu lassen.
Fazit: Klare Prioritäten setzen und dann Ziele in der Reihenfolge anpacken, wie sie für dein Leben passen
Wenn wir Ziele priorisieren, dann übernehmen wir damit die Kontrolle über einen großen Teil unseres Lebens. Das führt nicht nur zu einem Gefühl der Selbstwirksamkeit (ich mache Dinge, die mir wichtig sind), sondern auch zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude.
Mit dem vierstufigen Prioritäten-Prozess – Wertekartierung, Energiebilanz, 2×2-Matrix und Realitätscheck – hast du nun ein Werkzeug an der Hand, das dir hilft, durch die unendliche Menge an Möglichkeiten zu navigieren und deinen Fokus zu finden.
Denk daran: Es geht nicht darum, perfekt zu sein oder alle Ziele gleichzeitig zu erreichen. Es geht darum, bewusste Entscheidungen zu treffen und mit den Projekten anzufangen, die jetzt gerade am besten zu deinem Leben passen.
Was kannst du als nächsten Schritt tun?
Kennst du deine Werte, die Bedürfnisse, die dir am wichtigsten sind? Beobachte dich im Alltag und sammle Ideen, in welchen Situationen du dich am besten fühlst, welche Themen dich aufregen und warum. Notiere sie irgendwo, in deinem Handy oder auf einem Blatt.
Und dann überlege in einer ruhigen Minute, ob diese Situationen Gemeinsamkeiten haben. Geht es dir um Freiheit oder um Gerechtigkeit, um Gemeinschaft oder darum recht zu haben / im Recht zu sein?
Versuche, deine plakativen Beispiele zu diesen abstrakten Oberbegriffen zusammenzufassen. Wenn du ein paar Werte gefunden hast, teste sie vielleicht auch einmal, indem du konkret gegen sie handelst und prüfe, ob du nur einen schlechten Tag hattest, oder ob deine Werte sich in jeder ähnlichen Situation zeigen.
Dann bist du schon ein ganzes Stück weiter gekommen und kannst große Entscheidungen wie das Priorisieren von Zielen und Projekten, aber auch Prioritäten im Alltag viel bewusster setzen, und auch klarer kommunizieren, warum eine Situation für dich nicht passt.
🧭 Mehr zum Thema persönliche Ziele auf die entspannte Art findest du in diesen Artikeln – einfach hier weiterlesen:
Ich hoffe der Artikel hat dich inspiriert – und wie geht es weiter?
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Bildnachweis: Image by Oleksandr Pidvalnyi from Pixabay



