Pünktlichkeit lernen: Mit diesen 7 einfachen Tipps entspannt nie wieder zu spät sein
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Pünktlichkeit lernen ist ein bisschen wie Auto fahren – man muss es lernen wollen und immer wieder üben, dann geht es irgendwann automatisch. Aber wenn man es nur selten macht, dann fällt es einem jedes Mal wieder schwer und man fährt doch lieber Bus. Jeder kennt Freunde, die häufig unpünktlich sind – manchmal nur 5 Minuten, manchmal eine halbe Stunde. Es sind immer die gleichen Leute, denen das passiert. Und ich oute mich gleich zu Beginn: auch ich bin ein klassischer Zu-Spät-Kommer.
Aber woran liegt es, dass sich die Menschheit in zwei Hälften teilt: diejenigen, die eine Uhr lesen können und welche, die es scheinbar nicht können?
Trödeln wir einfach immer nur? Oder denken unpünktliche Menschen tatsächlich systematisch anders?
Übersicht
Die Herausforderungen der Pünktlichkeit
Eins vorweg, weil es mir persönlich am Herzen liegt: auch Menschen die viel zu früh zu einer Verabredung erscheinen, sind unpünktlich im klassischen Sinne des Wortes. Auch wenn in unserer Kultur „zu früh“ erscheinen positiver besetzt ist als „zu spät“, beides zeigt eine geringe Wertschätzung gegenüber der Zeit unserer Mitmenschen. Wir priorisieren unsere Zeit und Aufgaben höher als die von Freunden, Verwandten oder Geschäftspartnern. Oder wir verpassen Termine, Züge, Feiern. Wir lassen andere warten und hinterlassen einen schlechten Eindruck, wirken unorganisiert und planlos.
Denkmuster und Fehleinschätzungen – und wie wir sie umgehen können
Nun aber zu den klassischen Hürden und Gedankenmustern von uns Unpünktlichen.Pünktlichkeit lernen bedeutet zu erkennen, dass wir nicht planen, zu spät zu sein – wir planen nur nicht ganz korrekt, wie wir pünktlich sind. Und leider ist es wie bei vielen Denkmustern: uns fallen die Unschärfen und Fehler in unseren eigenen Gedanken gar nicht auf.
1. Dinge dauern länger als wir denken
Vielleicht sind wir von Natur aus Optimisten, vielleicht auch nur vergesslich, aber wir glauben häufig, dass wir schneller mit etwas fertig sind, als es in Wirklichkeit dauert.
Gerade bei Aufgaben, die wir noch nie erledigt haben, oder die wir nur selten machen müssen, verschätzen wir uns dabei gerne und manchmal auch gewaltig.
Wer weiß schon genau, wie lange es dauert, einen Blogartikel zu schreiben? Oder die Steuererklärung auszufüllen? Auch Rezepte, die man zum ersten Mal kocht, dauern gerne länger als in der Anleitung steht.
Tipp: Meist funktioniert es gut, wenn ich zur geplanten Zeit noch etwa 25-50% obendrauf gebe – das kommt der tatsächlichen Dauer deutlich näher.
2. Übergangszeiten sind nicht eingeplant
Vom ersten Gedanken zum Einkaufen zu fahren bis wir im Geschäft stehen, dauert immer länger als die reine Fahrzeit. Neben Anziehen und Taschen packen, fressen vor allem die beiden gerne ignorierten Punkte Parken & Laufen mehr Zeit als wir hoffen. Die Zeitangabe des Navi plant die Parkplatzsuche am Zielort leider auch nicht mit ein.
Dazu ein kleines Beispiel:
Wenn ich bei meiner Freundin die Blumen gieße, während sie im Urlaub ist, verschätze ich mich regelmäßig, was die Zeit angeht, die ich dafür brauche.
In meinem Kopf dauert der Weg mit dem Auto 15 Minuten, das Blumen gießen 10 Minuten. Macht also 40 Minuten, dann bin ich wieder zuhause und kann etwas anderes machen, richtig? Falsch!
Von meinem Entschluss, jetzt das Gießen zu erledigen, bis zum abfahrbereiten „im Auto sitzen“ brauche ich auch schon 5 Minuten (Schlüssel etc. zusammensuchen, Schuhe anziehen, in die Tiefgarage gehen).
Die Fahrtzeit mag 15 Minuten betragen, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, aber dann muss ich einen Parkplatz finden und zum Haus meiner Freundin laufen – wieder 5 Minuten. Drinnen dann die Blumen versorgen, schauen, dass alles wieder geschlossen ist und den ganzen Weg zurück. Das macht insgesamt 20 Minuten auf beiden Wegen mehr, als ich eingeplant hatte. Und dabei ist nicht mal etwas „dazwischengekommen“. Ich habe einfach die Übergangszeiten nicht berücksichtigt.
Tipp: Überdenken, wie viel Zeit eine Tätigkeit wirklich benötigt inklusive aller Übergangszeiten, Vorbereitung und Wege hilft bei einer realistischen Einschätzung von „wie lange brauche ich“. Zur Fahrzeit noch diese Zeit zu addieren kann Wunder bewirken beim Einhalten von Terminen.
3. Wir machen „nur noch eine Sache“, bevor es losgeht
Interessanter Weise lassen wir uns manchmal kurz vor der nächsten Aufgabe oder dem Aufbruch von etwas ablenken, was wir nur noch schnell erledigen wollen. Vielleicht weil wir glauben, dass es schneller geht, wenn wir es dazwischenschieben, vielleicht weil wir die 3 Minuten bis wir los müssen nicht ungenutzt lassen wollen. Oder aus vielen anderen Gründen.
Dagegen hilft nichts außer Fokus! Wenn mir etwas einfällt, muss ich es für später aufschreiben, egal wie klein es ist, um nicht in Versuchung zu geraten, es noch schnell zu erledigen. Oder stark sein und es ignorieren. Sonst bin ich wieder zu spät.
4. Das gute alte „dann mach ich einfach schneller“
Zu viel zu tun – zu wenig Zeit! Aber manchmal glauben wir, es wird schon irgendwie passen, wenn wir uns einfach mehr beeilen. Dabei trödeln wir sonst ja auch nicht oder bewegen uns extra langsam. Die Zeit, die wir beim Beeilen rausholen können, ist also eher wenig. Pünktlichkeit lernen heißt also nicht, mehr auf die Tube zu drücken, sondern unsere Zeit so einzuteilen, dass wir entspannt UND pünktlich sind.
Dazu kommt, dass wir zwar uns hetzen können, aber nur wenig Einfluss auf unsere Umgebung haben. Und immer dann, wenn man es super-eilig hat, dann schleicht der Vordermann förmlich oder es sind zu viele Leute unterwegs, die Schlange ist lang, der Kassierer ist zu langsam. Irgendwas ist ja immer.
Tipp: Lieber weniger vornehmen (und vorab klar priorisieren, was dringend ist), als sich zu hetzen, gestresst zu sein und im schlimmsten Fall Fehler zu machen. Damit ist nichts gewonnen.
5. Wir fixieren uns auf den falschen Schritt in unserer Planung
Ich bin nicht „in der Oper“, wenn ich noch im Parkhaus stehe. Oder „beim Abflug“, wenn ich noch in der Schlange zur Gepäckabgabe stehe.
Eigentlich ist also nicht das Ankommen der letzte Schritt in der Planung, sondern das „da sein“. Und bei einigen Terminen, Veranstaltungen, Verabredungen lohnt es sich sogar, früher vor Ort zu sein, um noch etwas zu trinken und anzukommen, mit Leuten ins Gespräch zu kommen oder die Anmeldeformalitäten in Ruhe über die Bühne zu bringen.
Tipp: Das gedankliche Planungsziel ist idealerweise im Kino sitzen mit Popcorn in der Hand, am Flughafen noch Zeit für den Duty Free Shop haben, beim Arzt im Wartezimmer sitzen und für den Termin bereit sein. Darauf sollten wir unsere Zeit planen – auf das gewünschte Ergebnis, nicht auf das Absolvieren des Weges dort hin. Das macht zumindest in meinem Kopf schon einen deutlichen Unterschied.
6. Früher da sein ist Zeitverschwendung
Wenn wir gestresst sind oder viele To-Dos auf der Liste haben, ist es manchmal schwierig zu akzeptieren, dass wir irgendwo früher ankommen und Zeit übrig haben, die wir nicht nutzen können. Weil wir so durch getaktet sind, kommen wir uns unproduktiv vor. Dabei können diese kurzen Zeitfenster uns die Möglichkeit geben, einfach mal durchzuatmen, uns auf den kommenden Termin einzustellen, unsere Gedanken zu sortieren. Also dem Stress aktiv entgegen zu wirken. So können wir lernen Pünktlichkeit mit Entspannung, kleinen Zeitinseln für uns selbst und Klarheit zu verbinden.
Tipp: Lieber mit Puffer planen (zum Beispiel 10 Minuten früher da zu sein) und diese Zeit für Pausen oder Kleinigkeiten nutzen, wie eine kurze Nachricht oder ein kleines Telefonat, als vor lauter Angst vor der Zeitverschwendung immer zu spät zu kommen, sich selbst zu stressen und eventuell sogar die Zeit von anderen lieben Menschen zu verschwenden.
7. Wir planen Termine oder Aufgaben erst kurz vorher
Für mehr Pünktlichkeit hat es mir schon häufig geholfen, wenn ich einige Handgriffe für Aufgaben oder Termine vorbereitet habe. Wenn ich meine Planung erst zum letztmöglichen Zeitpunkt mache, dann kann ich nichts mehr tun, wenn ich etwas vergessen habe. Oder wenn mir etwas fehlt für meine Aufgabe. Oder wenn ich einen Fehler erst dann bemerke.
Meine Tasche ist idealerweise (ich schaffe es noch nicht immer) abends schon gepackt, die Sachen, die ich brauche sind heraus gelegt. Wenn mir noch etwas einfällt, was ich mitnehmen sollte, kann ich es morgens noch kurz einpacken.
Das spart mir Zeit, wenn es dann doch mal wieder knapp wird. Und an hektischen Tagen durchdenke ich idealerweise vorher meinen Terminplan: wann muss ich wo sein, kenne ich den Weg, wie fahre ich, wie lang brauche ich zu dieser Uhrzeit, muss ich mit einer anderen Aufgabe pünktlich aufhören und so weiter.
Tipp: Vorausplanung ist die Königsdisziplin im Zeitmanagement. Im Alltag kommt sie manchmal unter die Räder, aber ich weiß, dass ich pünktlicher und entspannter bin und deutlich weniger vergesse, wenn ich vorher (am Abend davor) zumindest grob durchdacht habe, was ich tun will und was ich dafür benötige. Hier kann uns auch effektives Zeitmanagement helfen den Tag grundsätzlich so zu strukturieren, dass wir Aufgaben dann erledigen, wenn wir die richtige Energie dafür haben. Tipps dafür findet ihr in diesem Artikel.
Fazit
Tatsächlich denken unpünktliche Menschen anders, schätzen Zeit und Aufgaben anders ein, versuchen noch schnell etwas dazwischen zu quetschen und geraten so immer wieder in Zeitnot. Das lässt sich nicht „einfach“ abstellen, aber man kann Pünktlichkeit lernen, wie alles andere auch. Dazu braucht man nur ein bisschen Zeit und ein paar einfache Taktiken, wie die oben beschriebenen.
Am besten probierst du es beim nächsten wichtigen Termin einmal aus, sei es eine Hochzeit oder ein Vorstellungsgespräch. Plane frühzeitig und berücksichtige alle Schritte plus einen Puffer. Nimm dir nichts anderes vor, außer als erster da zu sein. Wie fühlt sich das an? Wie schwierig war es wirklich? Wie viel mehr Entspannung und Vorfreude oder Konzentration bringt es?
Zusammenfassung für Eilige

Viel Spaß beim Ausprobieren von einem oder allen Tipps. Nehmt euch die Punkte, die zu euch passen und vielleicht für eine kleine Erleuchtung gesorgt haben. Und dann lasst sie euch nach und nach zu mehr Entspannung führen.
Wenn euch die Tipps gegen Unpünktlichkeit geholfen haben, speichert euch die Zusammenfassung oder teilt sie mit einem lieben Menschen, der vielleicht auch einen davon gebrauchen kann. 😉
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Bilder von mohamed Hassan auf Pixabay, Bild von Becca Clark auf Pixabay